Historisches Hofheim am Taunus

Altes für die Zukunft bewahren!


Dies ist eine Serie, in der wir in regelmäßigen Abständen “Peter's Erinnerungen” präsentieren werden. Unser Mitglied Peter Kolar schildert uns in seinen Geschichten den Anfang  seiner Familie in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg in Hofheim am Taunus und berichtet von den Veränderungen in den nächsten Jahrzehnten. Wir bedanken uns, dass er seine Erzählungen zur Verfügung stellt.

Wer auch Geschichten erzählen möchte, kann sich gerne bei uns melden (Mail: historisches-hofheim@email.de).

 

-neu -



Bevor ich auf der Website des Historischen Arbeitskreises Hofheim (HAH) einige persönliche Geschichten von mir gebe, möchte ich mich zunächst einmal vorstellen. Mittlerweile bin ich der Letzte aus unserer Urfamilie, aber alles, was in Hofheim und Umgebung den Nachnamen „Kolar“ trägt, hat etwas mit mir zu tun.

Ich wurde am Montag, den 13. November 1950, in Hofheim am Taunus geboren. Um ganz genau zu sein im Schlafzimmer der Hauptstraße 3, im 1. Stock. Ich war noch eine so genannte Hausgeburt. Ein Montag war es, da sich meine Mutter nicht getraute, am Sonntag nach der Hebamme, eine Frau Ströll, zu rufen, obwohl ihr bereits die Fruchtblase geplatzt war. So war meine Mutter, nur ja niemandem zur Last fallen. „Wie kannst du nur so dumm sein“, hat sie die resolute Frau da angefahren, „dafür bin ich doch da, hättest ein Sonntagskind haben können!“ Jetzt hatte meine Mutter eine Trockengeburt zu bewältigen und sie hatte es nicht leicht mit mir. Schließlich war ich aber da, und nach einem kleinen Klaps auf meinen Allerwertesten schnappte ich zum ersten Mal Hofheimer Luft und hieß mein Geburtsstädtchen mit lautem Krähen auf das Herzlichste willkommen. So wurde ich also zu einem „Hofemer Bub“.

Was aber hat es mit dem „Böhmischen Migrationshintergrund“ auf sich? Nun, das will ich ihnen gerne erklären. Meine ganze Familie, bis weit ins 18. Jahrhundert hinein nachweisbar, wurde in Böhmisch Krummau (Cesky Krumlov) und Umgebung, im „Schönen grünen Böhmerwald“, geboren. „Wir sind Böhmerwäldler“, nannten sie sich selber stolz. Mein Vater Jakob war Jahrgang 1913, meine Mutter Anni Jahrgang 1917. Geboren wurden sie in der Habsburger Doppelmonarchie Österreich-Ungarn. Nach dem Ersten Weltkrieg wurden sie und etwa 3,5 Millionen anderen deutsche Menschen Tschechoslowaken und fühlten sich von den Tschechen unterdrückt. Es gab kein Miteinander, nur ein Gegeneinander. Als dann die Nazis im Deutschen Reich an die Macht kamen, wurde es noch schlimmer. 1938 wurde das so genannte Sudetenland von Hitler ans Reich angeschlossen, und kurz darauf ganz Tschechien okkupiert.

Die Deutschen in der Tschechoslowakei waren vom Regen in die Traufe gekommen, und nach dem Zweiten Weltkrieg wurden sie in Viehwaggons aus ihrer angestammten Heimat vertrieben und über ganz Westdeutschland verteilt. So landete meine Familie am 5. März 1946 in Hofheim am Taunus, und als „Nachkriegsprodukt“ wurde ich dann 1950 als „Hofemer Bub mit Böhmischem Migrationshintergrund“ geboren. Wie es der Flüchtlingsfamilie so in Hofheim erging, dazu erzähle ich ihnen einige Geschichten.



Bearbeitung: Historischer Arbeitskreis Hofheim (Wilfried Wohmann)



Start


zurück


oben




Instagram