Historisches Hofheim am Taunus

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Hofheimer Personen

Franz Arnet 1911 - Bildquelle Dr. H. Arras, Berlin

Franz Arnet

Erster Hofheimer Bahnhofsvorsteher,
Besitzer des „Pfälzer Hofes"


*11. Oktober 1848 in Hallgarten bei Bad Kreuznach
+4. Februar 1935 in Hofheim am Taunus

 

Franz Arnet wurde als Franz Klein, Sohn von Charlotte Klein in Hallgarten bei Bad Kreuznach geboren. Die Mutter heiratete 1852 Johann Arnet, Franz wurde von diesem adoptiert und trug ab sofort den Familiennamen Arnet.

Die Familie
Franz Arnet heiratete in erster Ehe Maria Margaretha geb. Volk aus Erbach im Odenwald. Sie starb im Alter von 31 Jahren 1878 in Hofheim. Dieser Ehe entstammte die Tochter Anna Elisabetha Arnet, die 1900 in Hofheim den Postverwalter Heinrich Feick aus Reinheim in Hessen heiratete.

Franz Arnet heiratete 1879 in Lambsheim (Pfalz) ein zweites Mal. Seine jetzige Ehefrau Elisabetha geb. Rendelhuber stammte aus der Rheinpfalz. Der zweiten Ehe entstammten drei Kinder, wobei die beiden jüngsten Kinder Fritz und Elisabetha Anna Katharina bereits im Kleinkindalter starben. Die älteste Tochter Maria Friederike Charlotte, geboren 1880 in Hofheim, heiratete 1907 in Hofheim den Vorsteher des Hofheimer Güterbahnhofes Gustav Kreuder. Der Ehe entstammte die Tochter Elisabeth (1908-2001). Maria Friederike Charlotte starb im Alter von 31 Jahren.

Sein Leben – Krieg und Bahn
1870/71 war er beim Deutsch-Französischen Krieg im Einsatz. Nach Kriegsende war er bei der Hessischen Ludwigs-Eisenbahn-Gesellschaft tätig. Diese Gesellschaft hatte ihren Sitz in Mainz und versorgte als Privatbahn einen großen Teil von Südhessen und Rheinhessen mit neu gebauten Eisenbahnstrecken. So erhielt die Hessische Ludwigsbahn eine Konzession zum Bau der durch den Taunus führenden Strecke zwischen Main und Lahn. Mit dem Bau wurde 1872 begonnen.

Franz Arnet war für diese Gesellschaft u.a. auch in Erbach im Odenwald tätig.

1875, also noch vor Beginn der Inbetriebnahme der Bahnstrecke zwischen Höchst am Main und Eschhofen (bei Limburg) im Jahre 1877, trat Franz Arnet, welcher im Hessischen Bahnhofsdienst stand, seinen Dienst am künftigen Hofheimer Bahnhof an. Die komplette Strecke wurde am 15. Oktober 1877 in Betrieb genommen. Er war beim Aufbau der Hofheimer Bahnhofsstation im Einsatz und wurde mit der Inbetriebnahme des Bahnhofes der erste Hofheimer Stationsvorsteher. 

 

Der erste Hofheimer Bahnhof um 1877 – Bildquelle: Stadtarchiv Hofheim



Der zweite Hofheimer Bahnhof, Inbetriebnahme 1908, Foto 1951 - Quelle: Stadtarchiv Hofheim

In diesem ersten Bahnhofsgebäude wurde Franz Arnet auch noch pensioniert, dies war im Jahr 1895. Die Inbetriebnahme des neuen Hofheimer Bahnhofes im Jahr 1908 erlebte er dann von der gegenüberliegenden Straßenseite.







Postkarte Pfälzer Hof vor dem Umbau im Jahr 1909 – Bildquelle: unbekannt

Die Besitzer des „Pfälzer Hofes“

Bereits im Jahr 1883 kaufte er das Anwesen schräg gegenüber vom Bahnhof, das noch heute unter dem Namen „Pfälzer Hof“ bekannt ist und betrieb dies auch selbst als Gastwirt und Hotelbesitzer.
Das Anwesen des „Pfälzer Hofes“ wurde 1878 an der Chaussee nach Hattersheim, heute Hattersheimer Straße 1, von dem Wagner Jakob Christoph Kassler und seiner Ehefrau Elisabetha geb. Lanzinger als zweistöckiges Wohnhaus mit Wirtsstube und Kegelbahn errichtet. Vermutlich lautete der Name des Wirtshauses „Bahnhofsgaststätte“, denn 1877 wurde die Bahnstrecke in Betrieb genommen und die Gaststätte lag direkt gegenüber dem Bahnhof. Bereits nach drei Jahren verkauften die Erbauer das Anwesen weiter und nach lediglich zwei weiteren Jahren stand es erneut zum Verkauf. Der Stationsvorsteher des Hofheimer Bahnhofs Franz Arnet und seine Ehefrau Elisabetha geb. Rendelhuber wurden die neuen Besitzer.

Spätestens nach diesem Wechsel trug das Wirtshaus den Namen „Pfälzer Hof“. Grund dürfte die Herkunft der Eheleute sein, ihre Vorfahren stammten aus der Pfalz. Ob die „Arnets“ auch direkt nach dem Kauf des Anwesens die Gastwirtschaft betrieben haben, ist nicht bekannt. Franz Arnet musste sich wegen eines Magenleidens 1895 bei der Bahn vorzeitig pensionieren lassen. Vermutlich hat er erst nach seiner Genesung die Gastwirtschaft betrieben. 1896 erfolgte ein erster Umbau des Gebäudes. Es wurde eine Wirtschaftshalle angebaut, ein Kohlenraum und ein Pissoir errichtet.

 

Pfälzer Hof nach dem Umbau 1909 - Bildquelle Dr. H. Arras

Einer Zeitungsnotiz des Höchster Kreisblattes vom 10. Dezember 1908 ist zu entnehmen, dass der Besitzer des „Pfälzer Hofes“ im nächsten Frühjahr mit dem Bau eines größeren Hotels beginnen will. 1909 erfolgte dieser Umbau: Das Gebäude wurde um ein Stockwerk erhöht und erweitert. Es hatte damit in etwa das Aussehen wie es heute noch besteht. Der „Pfälzer Hof“ sollte jetzt als „Bahnhof-Hotel“ geführt werden. Dies dokumentiert auch eine Postkarte aus der Zeit nach dem Umbau, zumindest stand es so an der Fassade des Hauses. Ob der Hotelbetrieb erfolgte oder längere Zeit Bestand hatte, ist nicht bekannt.

 

 

Stammtisch im Pfälzer Hof, um 1910 - Quelle Hans J. Hüwe - Hist. Fotoband Hofheim

 

Die Gaststätte wurde bis 1911 von Franz Arnet betrieben. Dass die Gaststätte beliebt war, zeigte auch der sonntägliche Stammtisch, der mit nebenstehendem Bild dokumentiert wurde. Einem Gemälde gleich sitzen hier von links Sanitätsrat Dr. Kaess, Heinrich Wagner von der Papiermühle, Forstmeister Krekel, Herr Grossmann von der Höchster Gipsmühle sowie Apotheker Stein bei der “11-Uhr-Mess”, die Umschreibung für den sonntäglichen Frühschoppen.

Von 1911 bis 1914 hatte Franz Arnet die Gaststätte an Hugo Huhn verpachtet, zumindest belegen das die entsprechenden Adressbücher. Hugo Huhn war wohl der letzte Wirt des „Pfälzer Hofes“. Vermutlich wurde das Wirtshaus im Ersten Weltkrieg bereits geschlossen, da durch die Kriegswirren kein Bedarf mehr bestand. 1920 entschied sich Franz Arnet das Anwesen an die Stadt Hofheim zu verkaufen. Er sicherte für sich und seine Ehefrau das Wohnrecht im Haus bis zu ihrem Tode. Die Nutzung des Gebäudes als Wirtshaus dauerte also nur von 1878 bis zum Ersten Weltkrieg.

Einen ausführlichen Beitrag zum „Pfälzer Hof“ findet ihr auch in unserem „Historischen Stadtrundgang“: Pfälzer Hof

Franz Arnet starb am 4. Februar 1935 im St. Marienkranken- und Pflegehaus in Hofheim. In den Traueranzeigen in der Hofheimer Zeitung wird seiner gedacht:

 




Arnet-Grab auf dem Waldfriedhof - Foto: HAH

 

Das Grab von Franz Arnet, seiner Familie und seinen Nachfahren existiert noch heute auf dem unteren Teil des Hofheimer Waldfriedhofs.

Hier sind vier Generationen beigesetzt: Franz Arnet und seine 2. Ehefrau Elise geb. Reudelhuber (links). Der rechte Teil des Grabsteines stand ursprünglich auf dem alten Friedhof an der Friedensstraße auf dem Grab der Tochter Maria Friederike Charlotte Kreuder geb. Arnet (1880-1911), die Inschrift ist auf der Rückseite noch lesbar. Auf der Vorderseite des rechten Steines sind der Schwiegersohn der Arnets Gustav Kreuder und seine 2. Ehefrau Luise geb. Schaaff vermerkt. In der Mitte ruht Elisabeth Arras geb. Kreuder, Tochter von Gustav Kreuder und Maria F. Ch. geb. Arnet, deren Ehemann Erwin Arras ist 1942 im 2. Weltkrieg in Russland gefallen. Mechthild Arras ist die Tochter der Beiden.




 

Quellen:

  • Standesamtsunterlagen – Hessisches Personenstandsarchiv – Standesamt Hofheim
  • Unterlagen von Dr. Manfred Becht
  • Unterlagen von Karl Hennemann
  • Traueranzeigen in der Hofheimer Zeitung – Quelle: Stadtarchiv Hofheim
  • Genealogische Daten von Wilfried Wohmann


Bearbeitung: Historischer Arbeitskreis Hofheim am Taunus (Wilfried Wohmann)


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